Chrischona Horw
2020
AWS Arthur Waser Foundation
Horw, Switzerland
Housing
5’700 qm
Eingeladener Wettbewerb
Hosoya Schaefer Architects AG
vetschpartner Landschaftsarchitekten AG
Filippo Bolognese
Das Areal verfügt über ausserordentliche Qualitäten. Einige sind offensichtlich, andere gilt es richtig zu lesen. Das Projekt nähert sich der Aufgabe über die Auseinandersetzung mit dem Bestehenden, dem Gewohnten, dem Offensichtlichen und dem vielleicht Verborgenen. Es versucht alte Qualitäten mit Neuen zu verbinden, zu klären und zu ordnen.
Durch die fortschreitende Zersiedlung entlang der Uferzone der Horwer Halbinsel sind zusammenhängende Landschaftsräume rar geworden. Die vorherrschende Bebauung besetzt die Landschaft und privatisiert den Freiraum durch umzäunte oder durch Hecken abgegrenzte Grundstücke. Das Projekt möchte dieser Entwicklung entgegenwirken, indem die Landschaft bewusst zum erfahr- und begehbaren Protagonisten wird.
Das Projekt bietet die seltene Möglichkeit, die Eigenheiten und Qualitäten dieser einzigartigen Naturlandschaft sichtbar zu machen und gleichzeitig in ihr zu wohnen. Individuelle und private Wohnqualität, gemeinschaftliche Räume und gesellschaftlicher Nutzen ergänzen sich.
Einem Teppich gleich, fällt der Landschaftsraum hinab zum Seeufer. Er gliedert sich in unterschiedliche Bereiche mit eigenständigen Qualitäten die es sichtbar zu machen und oder zu bewahren gilt (lokalen Naturobjekte, markante Einzelbäume). Wie Findlinge entwickeln sich die Baukörper entlang der Topografie, ohne sie zu dominieren. Als grosse Volumen bieten sie viel Fläche auf kleinem Fussabdruck. Durch Facetten und Einschnitte, eine zurückhaltende Farbgebung und Materialität werden sie in die Landschaft eingebunden. Die Landschaft umspült sie und fliesst an ihnen vorbei. Es entsteht eine visuelle Kontinuität – eine Symbiose aus Natur, Kulturlandschaft und Architektur. Andererseits bieten die differenzierten Baukörper jeder Wohneinheit Privatheit und einen eigenen Blick in die grosse Landschaft in immer mindestens zwei Richtungen. Alle Wohnungen haben grosszügige Loggien oder Terrassen. Auf private Aussenräume wird verzichtet.
Wie bereits der Bestand der Hotelfachschule (IMI), besetzen drei Gebäude die Hangkante. Für die Nachbarn wird die Situation nur besser. Die Landschaft wird nicht zusätzlich besetzt. Statt einer durchgehenden Bebauung mit klarer Vor- und Rückseite, platzieren sich die Volumen versetzt zu einander, zonieren so ihre unmittelbare Umgebung und lassen die Landschaft hindurchfliessen – es entstehen Nischen und individuelle räumliche Situationen. Durch die Differenzierung und Massstäblichkeit wird dem Typus der Repetitionsarchitektur, mit nur schwer nutzbaren Zwischenräumen, wie sie in den Agglomerationen in grosser Vielzahl in den letzten Jahren entstanden sind, entgegengewirkt.
Die Setzung der Volumen auf den Bestandsfussabdruck minimiert die Erdarbeiten im Hang und bisher überbaute Bereiche werden Teil des Landschaftsraums. Nebst der bestehenden Erschliessung sind hier die grössten Lagequalitäten zu finden, wie die beinahe ganztägige Besonnung und der Panoramablick auf den See und die umliegenden Luzerner Hausberge.
Das Volumen der Gebäude wird über den Grundriss entwickelt. Die Wohnungen zeichnen sich durch grosszügigen, differenziert zonierten Grundrisse aus. In jeder Wohnung sind die gleichen Qualitäten zu finden. Differenzierung erfolgt über die Landschaft und die Bepflanzung. Die Wohn und Essbereiche verfügen über Ausblicke in alle Himmelsrichtungen und geniessen ein hohes Mass an Privatheit. Der Bezug zur Landschaft wird über grosszügige, offen gestaltete Wohnbereiche mit Loggien hergestellt.
Die Punkthäuser fügen sich ein in die Umgebungsbebauung. Sie setzen die Reihe von Punkthäusern entlang der Seestrasse fort und vermitteln den Eindruck schon immer dort gestanden zu haben.
Aufgrund der geringeren Dichte in diesem Bereich der Bebauung, bieten die Punkthäuer genug Privatheit und Raum für eine attraktive Begrünung. Eine geringfügige weitergehende Verdichtung wäre aber möglich. Die Freilegung des Althusbachs und der Erhalt des alten Walnussbaumes schaffen eine zusätzliche Qualität und verweben die neue Architektur mit dem bestehenden Aussenraum. Hier wird die Überlagerung von neu und alt deutlich.
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